Die Leitner-Wiese – wo der Biber gestaltet

Im südlichsten Zipfel der Gemeinde Eutingen, fast genau an der Einmündung der Eyach in den Neckar, betreut der NABU ein sehr interessantes Wiesengrundstück, die sogenannte „Leitner-Wiese“.


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Im Juni steht die Leitner-Wiese in voller Blüte. Wir werden den Bestand der Vegetation in den nächsten Jahren intensiver sichten und seine Entwicklung beobachten.
Am rechten Bildrand sieht man einen kleinen Auwald, in dem ein wichtiger Landschaftsgestalter seine Heimat gefunden hat: der Biber.
Daher richtet sich unser ökologisches Augenmerk verstärkt auf diesen Auwald. Hier wurde seinerzeit künstlich ein mäandrierender Graben gezogen, um einen Altarm zu imitieren. Bei Überschwemmungen schwappt das Wasser der Eyach über die Uferkante und der Graben füllt sich für einige Zeit. Das verleiht dem Auwald tatsächlich einen sehr sumpfigen Charakter. Zahlreiche Insektenarten, deren Larven und sogar Fischbrut konnten wir hier beobachten.


Das Luftbild zeigt in der Bildmitte den ökologisch äußerst interessanten Auwald. In der rechten unteren Bildecke scheint das Wasser der Eyach etwas durch, rechts in der Mitte des Bildes sieht man die Neckarbrücke. Im Hintergrund kann man die Auffahrt der L360 nach Weitingen hinauf erahnen und links in der Bildmitte erkennt man die Bahnstrecke von Horb nach Rottenburg.


Eine Biberfamilie hat dieses Areal als Lebensraum dankbar angenommen und hat am Eyachufer eine Biberburg gebaut. Sind die Ufer eines Gewässers hoch genug, muss der Biber keine Burg bauen. Er gräbt unterhalb der Wasserlinie einen Gang in das Steilufer, der leicht ansteigt. Dann gestaltet er einen Wohnkessel, der oberhalb der Wasserlinie liegt. Sollte das Ufer nicht hoch genug sein, wie hier an der Eyach, dann werden über dem Wohnkessel noch Zweige zu einer Burg angehäuft. Dazu muss er selber Hand bzw. Zahn anlegen, geeignete Zweige abnagen und sie herbeizerren.

Über den Wohnkessel drapieren die Biber Zweige wie ein Schutzdach zu einer Biberburg.


Eine ruhige Schutzlage und ein reichhaltiges Nahrungsangebot bieten den Bibern hier ideale Lebensbedingungen. Während im Frühjahr und Sommer die frischen Kräuter und Gräser die bevorzugte Nahrung sind, können die Tiere im Winter auf die Bäume als Nahrungsquelle zurückgreifen. Was sie auch tun. Einige gefällte Bäume zeigen, dass sich die Biber hier die oberen Äste mit den jungen Zweigen zur Mahlzeit „zurechtgelegt“ haben. So bieten z. B. bemooste Baumrinden den Bibern im Winter vitaminreiche Nahrung. Der bevorzugte Nahrungsbaum ist dabei die Weide. Wenn der Nager sie fällt, um an ihr fressen zu können, heißt das nicht, dass der Baum stirbt. Im Gegenteil: Gefällte Weiden haben einen enormen Stockausschlag und bilden in der Regel frische Triebe aus. Und auf diese frische, nahrhafte Kost sind die Biber besonders scharf.

Diese Weide haben die Biber im Winter gefällt und im Frühsommer hat sie bereits viele neue, saftige Zweige entwickelt.

Einen Baum dieser Größenordnung können die Biber in zwei Nächten fällen.

Im Bereich des künstlichen Altarms haben die Biber schon einige Bäume umgelegt.

Durch das Fällen der Bäume gelangt deutlich mehr Licht auf den Boden. So züchtet sich der Biber eine nahrhafte Krautschicht heran.


An Land fühlen sich Biber gefährdet und fressen daher lieber im Wasser. Dafür nagen sie stärkere Äste ab, zerren sie ins Wasser und verbinden sie zu einem sogenannten Fressfloß. Daran können sie dann einige Zeit fressen. Anscheinend sind die Moose und Flechten an den Ästen besonders nahrhaft, da sie sehr sorgfältig abgenagt werden. Bei ihren Landgängen nutzen die Tiere meist die gleichen Pfade, so dass sie mit der Zeit Rinnen austreten, die sogenannten Biberrutschen.
Sobald im Frühjahr die Kräuter sprießen, stellen die Biber ihre Essgewohnheiten um. Am Ufer sind stellenweise die frischen, vitaminreichen Blätter verschiedener Kräuter wie mit einem Rasenmäher abgemäht. Offensichtlich ist der beim Menschen im Garten eher unerwünschte Giersch einer ihrer Favoriten.

Die Biber fressen lieber im Wasser als an Land, da sie im Wasser bei Gefahr sofort abtauchen können.

Eine von mehreren Biberrutschen im Auwäldchen.


Im Laufe der Zeit haben die Biber im Auwald schon etliche Bäume gefällt. Es sind nicht alles Bäume, von denen sie sich ernähren. So werden z. B. auch Nadelbäume angefressen, damit sie absterben und Platz machen für bevorzugte Baumarten.
Biber kennen keinen Privatbesitz und haben kein Gefühl für wirtschaftlichen Schaden. So holen sie sich im Herbst gerne nahrhaftes Fallobst. Und wenn dieses am Boden aufgefressen ist, schrecken sie auch nicht davor zurück, einen Apfelbaum zu fällen, um an die Äpfel im Baumwipfel zu gelangen. Dagegen kann der Mensch aber recht simpel vorgehen, indem man den Baum mit einer Hasendrahtmanschette oder einem Mineralanstrich schützt.

Erwischt!

Im Herbst fressen die Biber gerne Falläpfel.

Sie sind ja auch so gesund!


Biber sind nachtaktive Tiere. Sichtungen tagsüber gelingen relativ selten.


© für alle Fotos und Texte: Klaus Feske/ www.geoclick.de